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Elterngeld für Selbständige – ein Thema, das man gerne so lange wie möglich aufschieben würde, oder? Schließlich ist die Thematik für Selbständige nicht ganz so klar und easy wie für Angestellte. Die Informationslage ist dürftig. Weil mich das Thema nun unmittelbar selbst betrifft, habe ich die Elterngeldberaterin und Strategin Stefanie Lehnes interviewt, um die Basics rund um das Thema Elterngeld für Selbständige für euch aufzuarbeiten. In diesem Beitrag möchte ich euch ein paar wichtige Fragen beantworten.

Elterngeld für Selbständige – Stefanie Lehnes im Podcast Interview
Wenn du magst, kannst du dir auch gleich die Podcast-Folge zum Thema anhören. In einem ca. 1-stündigen Interview erhältst du hier einen groben Überblick für deinen Start in die Elterngeld-Thematik. In dieser Folge sprechen wir darüber, welche Einstellung du als Selbständige bzw. Unternehmerin zum Thema benötigst, an wen man sich bei Fragen wenden kann (und an wen eher nicht) und wie man sich eine Strategie erarbeitet, um das bestmögliche (finanzielle) Szenario zu erschaffen.

Wer ist Stefanie Lehnes?
Stefanie Lehnes ist seit über 18 Jahren selbständig und hat selbst zwei Kinder zur Welt gebracht. Nachdem sie beim ersten Kind ziemlich gegen die Wand gelaufen ist und mit eine Nachzahlung leisten musste, weil sie sich zu wenig in die Elterngeld Thematik eingearbeitet hatte, hat sie sich beim zweiten Kind umfassendes Wissen angeeignet, um besser vorbereitet zu sein. Mit einer Strategie konnte sie den Spieß umdrehen und im Endeffekt sogar noch mehr Geld erhalten als sie eigentlich erwartet hätte! Mit ihrem Expertenwissen hilft sie nun anderen selbständigen Müttern dabei, ebenfalls eine Elterngeldstrategie zu erarbeiten, um die bestmögliche Situation zu erreichen.
Die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Elterngeldstrategie
Für viele selbständige Frauen ist das Thema Elterngeld eine Herausforderung bzw. ein Thema, das zunächst einmal Bauchschmerzen hervorruft. Die Informationslage ist dürftig. An wen kann man sich wenden? Welche öffentlichen Stellen beraten uns selbständige Frauen bei unseren Fragen rund um die Elternzeit und das Elterngeld? Von allen Antragstellerinnen sind nur ca. 10% selbständig, d.h. umgekehrt: Selbständige sind überhaupt nicht im Fokus. Deshalb ist eines enorm wichtig für dein Mindset: Nur DU bist dafür verantwortlich, wie viel Elterngeld du schlussendlich bekommst. Nur DU kennst dein Unternehmen, deine Umsätze und deine Zahlen. Und deshalb liegt es vor allem an dir, das bestmögliche finanzielle Szenario zu entwickeln. Verlasse dich nicht blind auf Informationen, die du von öffentlichen Beratungsstellen bekommst, denn ganz häufig sind die Mitarbeiter dort nicht auf die individuellen Situationen von Selbständigen bzw. Unternehmerinnen spezialisiert.
Elterngeld für Selbständige – Wie startet man in die Thematik?
Das Elterngeld ist grundsätzlich eine Lohnersatzzahlung, die Familien helfen soll, eventuelle Verdienstausfälle durch die Betreuung von Säuglinen und Kleinkindern auszugleichen. Ausgezahlt werden bis zu 65% der Nettoeinkünfte. Wie genau Elterngeld definiert ist, kannst du zum Beispiel hier genau nachlesen. Als Selbständige solltest du dir deshalb zu allererst deine Unternehmenszahlen genau anschauen: Wie sieht es in deinem Unternehmen aus? Wie viel Gewinn hast du in den vergangenen Monaten / 1-2 Jahren gemacht? Wie haben sich deine Ausgaben entwickelt?
Auf der anderen Seite solltest du dir vor allem auch klar darüber werden, die du deine „Baby-Auszeit“ gestalten möchtest. Es ist empfehlenswert, eine Risikoplanung zu machen und verschiedene Szenarien durchzugehen. Schließlich kannst du zu Beginn deiner Schwangerschaft noch gar nicht sagen, wie die kommenden Monate verlaufen werden und wie lange du tatsächlich arbeiten kannst. Deine ersten To Dos sind also: Überlege dir, wie du deine Elternauszeit gestalten willst und schaffe dir einen Überblick über deine finanzielle Situation, deine Einnahmen und Ausgaben des letzten Kalenderjahres.
Mutterschaftsgeld ist unabhängig vom Elterngeld bei der Krankenkasse zu beantragen
Als Selbständige unterliegt man keinem gesetzlichen Mutterschutz. Auch hier müssen wir selbst tätig und aktiv werden. Aber dennoch haben wir unter gewissen Voraussetzungen die Möglichkeit, in dieser Zeit Geldleistungen von der Krankenkasse in Anspruch zu nehmen. Und zwar im gleichen Zeitraum wie Angestellte: 6 Wochen vor der Geburt und mindestens 8 Wochen nach dem Geburtstermin. Es hängt ein bisschen von unserer Art der Versicherung ab, ob wir Mutterschaftsgeld in Anspruch nehmen können. Wer unter welchen Voraussetzungen dazu berechtigt ist, kannst du in diesem Artikel nachlesen.
In meinem Fall, als Selbständige, die in der gesetzlichen Krankenkasse freiwillig versichert ist, trifft dies zu. Allerdings nur, weil ich Krankentagegeld mitversichert habe. Mein Mutterschaftsgeld entspricht letztendlich dem Krankengeld, das meine Krankenversicherung mir im Falle einer längeren Krankheitsphase ausgezahlt hätte. Die Höhe des Krankengeldes errechnet sich dabei anhand meiner Einnahmen – 70% meines Einnahmensdurchschnitt enstprechen letztendlich meinem ausgezahlten Mutterschaftsgeld.
Wenn du in naher Zukunft ein Kind planst, solltest du unbedingt prüfen, ob du Anspruch auf Mutterschaftsgeld geltend machen kannst.
Was du zum Thema Elterngeld für Selbständige wissen solltest
Ich habe dir eine kleine Gedankenliste zusammengestellt, die sich aus dem Podcast-Interview mit Stefanie Lehnes ergibt. Nutze sie als Gedankenstütze, bestimmte Themen und Aufgaben für dich zu definieren. Letztendlich ist die Ausrichtung der Elterngeldstrategie eine total individuelle Sache, die sich nicht pauschal für jeden beantworten lässt. Jeder Einzelfall muss betrachtet werden. Was für mich gilt, muss für deine Situation nicht auch gelten. Wichtig ist, sich an den richtigen Stellen Informationen zu holen, Beratung von Experten in Anspruch zu nehmen oder sich selbst wirklich hinreichend mit der Thematik zu beschäftigen.
- Werde dir über deine finanzielle Situation und deine Unternehmenszahlen bewusst. Als Bemessungzeitraum zählt für Selbständige das vorausgegangene, abgeschlossene Wirtschaftsjahr – nicht die letzten 12 Kalendermonate (wie bei Arbeitnehmern).
- Je besser deine Netto-Einkünfte im Bemessungszeitraum sind, desto höher wird das Elterngeld ausfallen. Strategisch sinnvoll ist es, den Gewinn möglichst hoch zu halten (und nicht zu versuchen, die Steuerlast so gut wie möglich zu minimieren).
- Das Elterngeld ist grundsätzlich steuerfrei, unterliegt aber dem sogenannten Progressionsvorbehalt (bei steuerlich gemeinsamer Veranlagung von dir und deinem Ehepartner) --> Informationen dazu am besten beim Steuerberater erfragen
- Jedes Bundesland hat einen individuellen Elterngeld-Antrag. Meist bekommst du die Anträge bei den entsprechenden Elterngeldstellen online.
- Den Antrag kann man erst nach der Geburt abgeben. Empfehlenswert ist jedoch, sich bereits vorher damit auseinanderzusetzen und den Antrag bereits auszufüllen, solange man noch den Kopf dafür hat.
- Der Elterngeldantrag kann bis zu 3 Monate rückwirkend abgegeben werden.
- Während der Elternzeit darfst du theoretisch bis zu 30 Stunden arbeiten.
- Die Elterngeldhöhe variiert vom Mindestsatz (300€) bis zum Höchstsatz (1800€) und orientiert sich an deinem Gewinn – in der Regel 65% deiner Netto-Einkünfte (nach Steuer).
- 300€ – also den Mindestsatz – kannst du unabhängig von deinem Gewinn bekommen – auch, wenn du weiterhin Gewinne erzielen möchtest während der Elternzeit (du darfst dann nur nich mehr als 30 Stunden arbeiten).
- Wenn dein Partner auch Elterngeld beziehen möchte, können als Mindestdauer 2 Monate zusätzlich zu deinen 12 Monaten in Anspruch genommen werden. Die Elternzeit kann aber auch 50% / 50% aufgeteilt werden.
- Die Elternzeit kann auch gestreckt werden – hier greift die Regelung des Elterngeldes Plus.
- Basis-Elterngeld und Elterngeld Plus können während der Elternzeit variiert werden.
Fazit: Denke unternehmerisch – auch bei deiner Elterngeldstrategie
Nein, die Thematik ist nicht ganz einfach zu durchschauen. Und ja: Als Unternehmerin bzw. Selbständige kommt da ein bisschen was an Arbeit auf dich zu. Aber das Schöne ist: Da wir uns ja auch selbst und freiwillig dafür entschieden haben, in die Selbständigkeit zu gehen und damit auch all die schönen Seiten und Freiheiten zu genießen, haben wir auch hinsichtlich unserer Elternzeit selbst in der Hand, wie unsere Situation aussehen kann. Tausche dich gerne mit Gleichgesinnten aus und frag bei den zuständigen Elterngeldstellen nach, hab aber immer im Hinterkopf: Deine Situation ist individuell und die öffentlichen Stellen und Ämter sind oftmals einfach nicht auf die speziellen Fälle von Selbständigen sensibilisiert, sodass hier auch oftmals Informationen rausgegeben werden, die eigentlich nur für Angestellte gelten. Bei Bedarf nimm gerne Kontakt zu Stefanie Lehnes auf oder schau mal in ihrer kostenlosen Facebook-Gruppe vorbei, denn hier versammeln sich selbständige Frauen online und tauschen sich über genau dieses wichtige Thema aus.