Erfahrung mit der Kupferspirale: 3 Freundinnen, 3 Geschichten

von Jojo

Ganz ehrlich? Ich finde es beinahe verrückt, dass das, was früher die Norm war – nämlich die Anti-Babypille zu nehmen – immer mehr in den Hintergrund rückt. Dass sie für viele Frauen einfach keine annehmbare Alternative mehr ist, kein Verhütungsmittel, das man mit gutem Gewissen und ohne grobe Bedenken nutzt.

Ist es, weil die Medien über den hormonellen Einfluss der Pille aufzuklären versuchen? Oder weil wir – die Generation, der man als Teenager die Pille wie ein Gummibärchen reichte, ohne hinreichend über Folgen und Risiken aufzuklären – plötzlich älter wird. Weil wir plötzlich selbst gemerkt haben, was für unseren Körper gut ist. Was nicht.

Gemerkt haben, was wir vertreten können. Und auch, was wir nicht ertragen können. Was unser Körper nicht ertragen kann.

 

Natürlich gibt es in meinem Freundeskreis noch unzählige Mädchen, die die Pille nehmen und damit zufrieden sind. Das hört sich hier schon fast wie eine Moralpredigt an – das soll es aber in keinem Fall sein. Jede Frau entscheidet selbst, was gut für sie ist.

Und doch kann man von den Geschichten und Erfahrungen anderer nur profitieren. Das weiß ich nun. 

Denn seit mein Beitrag zu meinen persönlichen Erfahrungen mit der Kupferspirale online gegangen ist, habe ich zahlreiche Fragen dazu bekommen, die ich versucht habe, in einem FAQ so gut ich kann zu beantworten. 

Kupferspirale - 3 Freundinnen, 3 Geschichten. Unsere Erfahrungen mit der KUpferspirale

Meine persönlichen Erfahrungen mit der Spirale

 In meinem Artikel über meine Erfahrungen mit der Kupferspirale und meinen Weg zum Hormonfreien Leben habe ich euch bereits erzählt, wie ich das Ganze Absetzen der Pille und die Suche nach einem adäquaten Verhütungsmittel empfunden habe. Wie lange ich gebraucht habe, um mich von den Nachwirkungen des Absetzens zu erholen und mit welchen Problemen ich schlagartig konfrontiert wurde. Ich habe euch erzählt, wie das Einsetzen der Kupferspirale bei mir abgelaufen ist. Wie schmerzhaft es war. Und wie es mir bis heute damit geht.

Das alles sind persönliche Erfahrungen. Subjektive Eindrücke und meine ganz eigenen Erinnerungen an einen Lebensabschnitt, den fast jede Frau früher oder später erleben wird.

Ich für meinen Teil habe mit der Kupferspirale das Gefühl, angekommen zu sein. Verhütungstechnisch.

Ich werde diesen Zustand – bis zum Kinderwunsch – nicht mehr verändern. Mir gefällt die Freiheit, die die Spirale mir ermöglicht. Ich bin dauerhaft geschützt und das ganz ohne mein Zutun. Ich muss an nichts denken. Mein Zyklus fühlt sich natürlich an. Stark – aber natürlich. Und das ist genau das Richtige für mich.

 

3 Freundinnen, 3 Geschichten

Meine Geschichte kennt ihr nun. Und doch gibt es auch diejenigen, die ganz andere Geschichten erzählen können. Frauen, die eigene, ganz persönliche Erfahrungen gemacht haben. Und genau die, möchte ich euch heute vorstellen, weil ich hoffe, dass ihr euch dadurch ein noch umfassenderes Bild machen könnt. Dass ihr seht und lest, dass nicht alle Geschichten gleich verlaufen, dass nicht jeder zufrieden mit der Spirale ist, andere sie wiederum lieben.  Ich stelle euch nun zwei Freundinnen vor, die jeweils ganz eigene und spezielle Erfahrungen mit der Spirale gemacht haben. Witzigerweise heißen beide Katharina, also lasst euch davon nicht irritieren. 😉 Bitte achtet beim Lesen jedoch darauf, dass nicht alle von einer Kupferspirale erzählen, sondern teilweise auch von Goldspiralen und Hormonspiralen berichten. Viel Spaß! 

#2 "Eine schwere Geburt"

Katharina K. / 25 Jahre alt / Gold- und Kupferspirale

„Die Spirale und ich. Das war eine schwere Geburt (pun intended). Meine Geschichte ist leider nicht ganz so positiv wie die meisten im weiten Internet.

Es ging mir wie so vielen. Ich wollte bei der Empfängnisverhütung weg von den fiesen Hormonen. Die vielen gesundheitlichen Faktoren, die Jojo schon angesprochen hatte und meine absolute, ultimative Abneigung gegen die Tatsache, meinen Zyklus von außen zu verändern und zu steuern und nickt seinem natürlichen Rhythmus und Gang zu überlassen haben mich vor knapp zwei Jahren auch nach Alternativen suchen lassen. Ich kannte schon ein paar Mädels in meinem Alter mit Kupferspirale und irgend wie erschien mir das ganze ziemlich ideal. Ich bin also zu meiner Frauenärztin zur Beratung gegangen und hatte mich danach erstmal für eine Goldspirale entschieden (ähnliches Prinzip, angeblich nur noch etwas bakterienabweisender). Die wurde mir zu gegebenen Zeitpunkt eingesetzt und Junge, hatte ich mich verschätzt, was die Schmerzen anging. Glaubt mir, ich bin keine Mimose. Ich hab 16 Tattoos und ein Piercing, Schmerzen kann ich wirklich ab. Aber das Einsetzen war so schlimm, dass ich im Liegen kollabiert bin, mein Kreislauf ist komplett in den Keller gerutscht und ich konnte mich nicht mal wieder alleine anziehen. So viel besser wurden die Schmerzen auch im ganzen ersten Monat nicht und kaum war meine erste Periode nach dem Einsetzen da, zack, fällt das Ding einfach raus. Im Ganzen einfach rausgefallen. Das ist super selten und kommt wohl nur bei etwa 1% der jungen Spiralenträgerinnen vor, aber ich war damit erst mal vollkommen überfordert. Also zurück zur Frauenärztin, neue Beratung, neue Spirale ausgesucht, neuen Termin zum Einsetzen abgewartet und neue, diesmal Kupferspirale eingesetzt. Die ist nicht rausgefallen. Aber in den sieben Monaten hatte ich meine Tage jedes Mal über sechs Tage lang, wahnsinnig stark mit Krämpfen, die ich mit keinem Schmerzmittel, keiner Homöopathie, nichts in den Griff bekommen habe, teilweise sogar außerhalb meiner Periode. So lange bis ich es nicht mehr ausgehalten habe und mir die Spirale wieder habe entfernen lassen. Und das war es auch. Meine Tage sind wieder gewohnt lang und stark. Krämpfe habe ich immer noch, aber bei Weitem nicht so stark und die hatte ich in diesem Ausmaß auch vor meinem kurzen Spiralen-Ausflug. Das Problem mit der Verhütung habe ich zu meiner vollen Zufriedenstellung (das ist kein Wort, oder?) immer noch nicht gelöst, aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, eine gute, sicherer, hormonfreie Langzeitverhütung zu finden. Meine Erfahrungen sind sehr viel negativer als die meisten und ich wünsche sie echt niemandem. Aber ich will hier auch niemanden entmutigen. Ich war sicher ein Ausnahmefall, denn die meisten meiner Freundinnen mit Spirale sind absolut zufrieden. Jede Frau ist anders. Jeder Körper ist anders und reagiert so auch anders. Ich weiß aber, dass ich diese Methode auf keinen Fall wieder wählen würde.“

#3 "Spontan und gut"

Katharina G. / 25 Jahre alt / Hormonspirale

„Meine Hormonspirale und ich, wir hatten ein unvorhergesehenes und sehr fixes Kennenlernen miteinander. Nach sieben Jahren, in denen ich jeden Tag brav eine kleine Pille schluckte, sollte Schluss sein – Schluss mit dieser hohen Dosierung an Hormonen, dem Stress, sie zu vergessen, und natürlich den Nebenwirkungen. Aber fangen wir ganz vorne an. Ich bekam meine Periode mit 12 Jahren und litt bereits von Anfang an unter extrem starken Blutungen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und natürlich den berühmt-berüchtigten Krämpfen. Zweimal entwickelte es sich so drastisch, dass ein Notarzt kommen und mir krampflösende Mittel injizieren musste. Nachdem dies das zweite Mal vorgekommen war, ging ich mit 16 Jahren zum ersten Mal zu meiner Frauenärztin, die mir nach einer Untersuchung und einem Gespräch die Pille verschrieb. Ich hatte nie die Nebenwirkungen, von denen meine Freundinnen berichteten (Ausbleiben der Blutung, Infektionen, Haarausfall oder Ähnliches) ich hatte schlichtweg deutlich leichtere Schmerzen und schwächere Blutungen. Über die Jahre hinweg nahm beides jedoch wieder an Intensität zu, und noch etwas entwickelte sich: Eine Depression. Die Hintergründe waren natürlich vielfältig, doch daran, dass die Pille etwas damit zu tun haben könnte, dachte ich erst, nachdem ich sie abgesetzt hatte. Ich trennte mich von meinem damaligen Freund und wollte meinem Körper eine Pause von den Hormonen gönnen: Sehen, ob mein Rhythmus sich normalisieren und die Schmerzen mit Anfang 20 weniger stark sein würden. Da meine Ärztin mir gesagt hatte, eine Spirale sei eine Möglichkeit, falls die Schmerzen mit altbekannter Intensität zurückkämen, kam ich darauf zurück. Nur eine Woche nach dem Absetzen der Pille bekam ich meine Hormonspirale eingesetzt. Der Prozess war recht schmerzhaft, denn, wie mir etwa eine Sekunde vorher gesagt wurde, „immerhin werden dabei dieselben Nerven gereizt wie bei der Geburt“ (Panik!), doch ich steckte es gut weg. Ich verzichtete für drei Tage auf Sport und mir war latent übel, doch ich hatte nicht mehr als gewöhnliche Periodenschmerzen; auch Zwischentungen blieben bei mir aus. Nun das für mich heute nicht mehr, damals aber doch sehr Erstaunliche: Ich wachte nach etwa einer Woche mit einem Gefühl unglaublicher Leichtigkeit auf. Ich war munter und freute mich auf den Tag, obwohl nichts geplant war. Ich fühlte mich motiviert, ausgeglichen und zufrieden. Ich war wegen meiner Depression zwar ausgiebig behandelt worden, doch trotz aller neuer Erkenntnisse und einem großen Zuwachs an Sicherheit hatte sich dieses Gefühl wirklich noch nie eingestellt. Zu Beginn war ich richtiggehend verwirrt und scherzte mit Freundinnen darüber, es fehle nur noch, dass mir morgens ein paar Vögelchen beim Anziehen halfen wie Cinderella – ansonsten sei das alles ziemlich märchenhaft. Als ich diese Entwicklung meinem Hausarzt beschrieb, der sich regelmäßig nach meiner psychischen Verfassung erkundigte, erklärte er, da könne durchaus ein Zusammenhang bestehen. Und tatsächlich: Die Pille fördert Depressionen. Familiäre Veranlagungen und äußere Umstände tun in den meisten Fällen ihr Übriges, doch es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Möglichkeit besteht, durch die Einnahme der Pille den (Hirn-)Stoffwechsel so zu verändern, dass eine Depression entsteht. In meinem Fall war sie langfristig, hartnäckig und gefährlich. Heute bin ich zufrieden mit meiner Verhütungs- und „Schmerzbegrenzungs“-Maßnahme. Mein Zyklus ist regelmäßig wie ein Uhrwerk, ich habe aushaltbare Schmerzen und für mein Empfinden natürliche Stimmungsschwankungen, minimale Blutungen und sehr viel mehr Lust auf Leben und alles, was dazugehört. Vielleicht ist im nächsten Frühjahr, wenn ich die Spirale nach drei Jahren entfernt bekommen werde, die Zeit gekommen, in der ich gänzlich auf Hormone verzichten werde. Vielleicht bleibe ich aber auch bei dieser Methode. Ich weiß nur eines ganz sicher: Zur Pille gehe ich nie wieder zurück.“

Ich hoffe, diese beiden Erfahrungsberichte helfen euch bei eurer Entscheidung, eine Spirale als Verhütungsmethode in Betracht zu ziehen, weiter. Dass die Erfahrungen völlige individuell und subjektiv sind, sagte ich bereits. Dennoch kann man von solchen Erfahrungen profitieren, wenn man seinen eigenen Körper gut einschätzen kann. ♥

Meine Girls Talk Beiträge nochmal im Überblick: 

Hormonfrei Leben – Warum ich die Pille abgesetzt habe

Hormonfrei Leben – Meine persönlichen Erfahrungen mit der Kupferspirale ausführlicher Bericht)

PMS – Wie man dem prämenstruellen Syndrom vorbeugen kann

Kupferspirale – Häufig gestellte Fragen 

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3 Kommentare

Saskia 7. Oktober 2017 - 20:54

Super wichtiges, spannendes Thema und besonders toll die unterschiedlichen Erfahrungen von Euch drei zu hören!
Mir geht es tatsächlich wie dir – ich finde es heute sehr befremdlich, dass ich als Teenie jeden Tag eine Tablette voller Hormone geschluckt habe – und dass das normalste der Welt war! Es gab gar keine Zweifel, keine EInwände von irgendjemanden. Es gehörte einfach dazu. Mir ging es unter verschiedensten Pillen so unfassbar schlecht, dass ich nach zwei Jahren Drama damals entschieden habe, nie wieder eine zu nehmen. Das ist bis heute so geblieben und es war die absolut richtige Entscheidung 🙂
Und ich sehe das wie du, jede Frau muss, darf und soll selber darüber entscheiden wie sie verhütet. Aber es ist so wichtig sich über alle Vor- und Nachteile jeder Methode zu informieren. Und nicht alles als gegeben hinzunehmen 🙂 Danke also dass du mit dem Beitrag ein Teil davon bist 🙂

Ich wünsche Dir einen wunderbaren Samstag und ein gemütliches Wochenende!
Liebste Grüße an Dich! ♥ Saskia von Dem Wind entgegen

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Berfin 19. November 2020 - 20:23

Ich habe mir heute die Kupferspirale legen lassen und habe mich Schmerzen, hab 2 Ibuprofen eingenommen und es geht inzwischen halbwegs. Am besten am Tag des einsetzens Schmerztabletten Mitnehmen, falls es schmerzhaft wird. Ich konnte die ersten Stunden nicht auf dem Bürostuhl sitzen sondern musste stehen 🙁 bin noch müde und schlapp. Hoffe das wird bald wiedervh kann auch nicht so schnell gehen wir sonst.

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Ines Andric 7. Januar 2021 - 22:55

Hallo Zusammen
Ich habe die Kupfersprirale gezoggen und verhüte momentan mit Kondom 🙂 mein frage brauch der körper erhollung da ich 5 tage über den Termin bin mit den tagen :(( schwanger kann ich nicht sein da mein freund immer testet ob es gehalten hat. Habe noch 2 tests gemacht beide negativ.

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