Wir befinden uns gerade in einer spannenden Zeit: Die Corona-Krise hat den Home Office Trend extrem beschleunigt. An jeder Ecke wird nun auf digitale Kommunikation umgestellt. Nicht allen fällt das Arbeiten im Home Office leicht. So ging es mir am Anfang auch. Aber mit der Zeit entwickelt man Routinen, die dabei helfen, einen stabilen und strukturierten Arbeitsalltag aufzubauen. Auch, wenn zuhause natürlich ganz schön viele Ablenkungen lauern…
Ich möchte dir hier meine besten Tipps aus über zwei Jahren Erfahrung mit auf den Weg geben, damit auch du zu mehr Produktivität im Home Office findest.

Warum ist Arbeiten im Home Office anfangs so schwierig?
Wer über Jahre morgens aufsteht, sich fertig macht und den täglichen Weg zur Arbeitsstelle antritt, integriert diesen Ablauf fest in seine Routine, in sein Unterbewusstsein. Man fährt ins Büro oder eben zur Arbeit, auf der man sich mit den Kollegen austauscht, vielleicht sogar gemeinsam zu Mittag isst und nach Feierabend den Laptop zuklappt, seine sieben Sachen nimmt, um wieder nach Hause zu fahren. Das Zuhause ist somit ein Ort der Entspannung, frei von Arbeit oder Druck. Es ist der Wohlfühlort, an dem natürlich auch Verpflichtungen auf uns warten, aber hier werden wir nicht kontrolliert, unterstehen keinem äußeren Leistungsdruck.
Wenn das geliebte Zuhause dann plötzlich gleichzeitig zur Arbeitsstelle wird, müssen wir uns ganz schön umstellen. Ich selbst habe damals zu Beginn meiner Selbständigkeit mehrere Phasen durchlaufen. Von „Juchuuu, einfach nur aufstehen und an den Laptop setzen – vielleicht sogar IM Bett arbeiten!“ über extremen Strukturverlust und Einsamkeit bis hin zu einem einigermaßen routinierten Ablauf. Eine Achterbahnfahrt!
Nach der anfänglichen Euphorie im Home Office folgen Strukturverlust und Einsamkeit.
Da muss man dran arbeiten, um wieder Routinen zu finden, die funktionieren.
Wie finde ich zu mehr Produktivität im Home Office?
It’s all about the routine! Mach dir bitte keinen Kopf, wenn du nicht sofort super produktiv sein kannst. (Und vor allem: Mach dir AKTUELL bitte keinen Kopf – Corona ist ein Faktor, der unsere Stimmung und unser Gemüt unterbewusst beeinflusst. Da darf man auch einfach mal nur existieren). Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen und bestätigen: Mit der Zeit wachsen Abläufe, Routinen und Strukturen. Mit den Routinen steigerst du auch dein Produktivitätslevel. Aber Achtung: Zu viel Routine ist manchmal auch nicht gut. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere – und was zur Gewohnheit wird, wird auch schnell mal langweilig oder wird nur halbherzig erledigt. Deshalb gilt es, eine optimale Balance zu finden: Struktur vs. Abwechslung. Kriegen wir hin, oder?

Tipps für mehr Produktivität im Home Office
Letztendlich gibt es nicht die goldene Regel oder den Tipp, der dir mehr Produktivität im Home Office garantiert. Du musst schon selbst rausfinden, was dir am besten hilft. Dennoch kann ich dir den ein oder anderen Kniff verraten, der mir wirklich weitergeholfen hat. Denn wenn man erst einmal in der Spirale der Unproduktivität feststeckt, ist Frust vorprogrammiert. Probiere doch einfach mal die folgenden Tipps aus und schau, ob du einige davon in deine Routinen implementieren kannst.
1. Anziehen & fertig machen
Das ist wirklich der rudimentärste Tipp, den man geben kann. Aber selbstverständlich ist er längst nicht. Während meiner Home-Office-Findungsphase habe ich diesen Punkt eine ganze Weile lang echt vernachlässigt. Warum auch anziehen? Gammellook all day long – das tut’s doch auch, oder? Prinzipiell schon. Und es mag für manche auch funktionieren, zumindest eine Zeit lang. Aber unser Gehirn verknüpft ein Lümmel-Outfit eben eher mit Netflix&Chill, nicht mit produktiver Arbeit. Versteh‘ mich nicht falsch: Niemand soll und muss im unbequemen Business-Zwirn im heimischen Büro sitzen. Auch eine (frisch gewaschene) Leggings oder gemütliche Jogginghose darf sein. Unser Home Office Outfit soll und darf bequem sein! Aber den ganzen Tag in den Klamotten zu verbringen, in denen man schon geschlafen hat und in welchen man sich abends auch direkt auf die Couch schmeißt, sendet einfach falsche Signale an unser Unterbewusstsein. Deswegen empfehle ich dir: Mach dich morgens hübsch (zumindest alltagstauglich) und zieh dir ein frisches Outfit an. Ich trage zuhause teilweise sogar Sneaker, weil mich das einfach davon abhält, mich zwischendurch mal eben ins Bett zu schmeißen. Ja, wir müssen uns selbst ein bisschen austricksen. Ein weiterer Vorteil eines alltagstauglichen Looks ist: Du gewinnst an Flexibilität! Spontane Videocalls mit Kollegen lösen keine Panikattacke aus, denn du bist ja hübsch gemacht. Und wenn dir Mittags die Snacks ausgehen, fährst du halt kurz in den Supermarkt. Dank deines Looks dauert das dann auch nur wenige Minuten…
2. Arbeitszeiten und Pausen einhalten
„Oh cool, im Home Office kann ich ja arbeiten so lange und wann ich will!“ Kannst du. Theoretisch. Aber du wirst vermutlich schnell merken, dass dir diese Ungewissheit ziemlich viel Energie raubt. Du wirst niemals Feierabend haben. Kannst nie abschalten. Und weil du dir keine Pausen gönnst, verbringst du mehr Zeit damit, große Löcher in die Luft zu starren als wirklich produktiv zu arbeiten. Auch dieser Tipp ist wohl kein weltbewegender – aber einer der allerwichtigsten. Lege dir grundsätzliche Arbeitszeiten fest. Wenn du flexibel arbeiten kannst/darfst, stelle dir dir Frage: Wann bin ich am produktivsten? Wann arbeite ich am liebsten? Wann will ich mir Freizeit einräumen? Denn wenn man schon die Freiheit besitzt, seine Arbeitszeiten flexibel auszuwählen, so sollte man sich auch nicht zu den falschen Zeiten quälen. Ich weiß mittlerweile z.B. ganz genau, dass ich nach dem Mittagessen ein kreatives Loch habe. Deshalb beginne ich gerne gegen 9 Uhr, arbeite bis 13 oder 14 Uhr, mache eine lange und ausgedehnte Mittagspause, in der ich auch mal den Haushalt schmeiße oder Sturm der Liebe schaue ( :-D) und setze mich gegen 16 Uhr wieder an den Laptop.
3. Weniger ist mehr: Zeiten überwachen und Ziele setzen
Vom 9-5-Job ins Home Office? Vermutlich zählst du, wie die meisten Arbeitnehmer, täglich deine Stunden. Acht Stunden pro Tag zu arbeiten (egal ob produktiv oder nicht) steckt tief in deinem Mindset. Wenn du es im Home Office schaffst, produktiv und effektiv zu arbeiten, kann es sein, dass dir bereits nach vier Stunden die Aufgaben ausgehen und du feststellst: Alles erledigt! Aber irgendwie muss man ja die 8 Stunden vollkriegen, oder? Somit streckt man die Aufgaben lieber, trinkt zwei Tassen Kaffee mehr, vertrödelt zwischendurch Zeit auf Instagram oder Facebook oder schweift mit den Gedanken ganz weit ab…
Soll ich dir was verraten? Niemand von uns ist dafür geschaffen, acht Stunden am Stück Höchstleistung zu bringen. Niemand von uns kann das. Vielleicht punktuell, an den wirklich guten Tagen. Aber nicht dauerhaft. Deshalb ist es nicht nur sinnvoll, ausreichend Pausen einzubauen, sondern auch mit Prioritätenlisten zu arbeiten und sich Tages-, Wochen-, und Monatsziele zu stecken. Um überhaupt herauszufinden, wie viele Stunden ich pro Tag tatsächlich arbeite, habe ich meine Zeiten eine ganze Weile lang getracked (und manche das zum Teil immer noch). Dafür kannst du z.B. kostenlose Tools wie toggle benutzen. Wichtig ist die Auswertung am Ende der Woche: Welche Arbeitsstunden hätten locker auch Freizeit sein können?
4. Calendar Blocking und Batching
Wer im Home Office arbeitet, sich aber trotzdem regelmäßig mit seinen Kollegen oder Netzwerkpartnern bzw. Kunden austauschen muss, verbringt vermutlich viel Zeit am Telefon oder mit Video-Meetings. Schön und gut – soziale Kontakte sind immer ein Grund zur Freude! Aber wenn wir täglich mehrmals aus unseren Abläufen gerissen werden, können wir gar nicht in den „Tunnel-Modus“ gelangen. Der absolute Gamechanger war für mich die Erkenntnis, alle meine Telefon- und Videotermine auf einen oder maximal zwei Tage pro Woche zu legen. Somit stehen mir die anderen Tage für die Aufgaben zur Verfügung, in die ich mich tiefer reindenken muss, für die ich absolute Ruhe und Konzentration brauche. „Batching“ nennt sich die Technik, ähnliche Aufgaben zu bündeln. Ich vergleiche das gerne mit der Wäsche: Du würdest ja auch niemals nur eine Socke waschen, sondern sammelst solange Unterwäsche, bis zu eine Maschine vollkriegst. Auf diese Art und Weise kannst du auch deine Produktivität steigern: Fasse ähnliche Aufgaben zusammen und blockiere dir dafür bestimmte Zeiten (oder ganze Tage) in deinem Kalender.
5. Rückengerechtes Arbeiten und tägliche Bewegung
Juchu, endlich von der Couch aus arbeiten! Oder doch direkt aus dem Bett? Ihr glaubt gar nicht, wie ich mich anfangs darauf gefreut habe, den Laptop einfach dort aufzuklappen, wo es mir gefällt. Und wo gefällt es einem schließlich besser als im warmen, kuscheligen Bett? Doch ihr merkt schon: Lange kann das nicht funktionieren. Spätestens dann, wenn du von stechenden Nackenschmerzen geplagt wirst, die dich zur Verzweiflung bringen, weißt du, dass du etwas ändern musst. Die sind nämlich definitiv vorprogrammiert, wenn du ständig stundenlang in gekrümmter Haltung in irgendeiner Ecke hockst. Körperliche und mentale Gesundheit spielen hier definitiv eine große Rolle. Versuche daher zumindest den Großteil deiner Arbeitszeit an einem festen Schreibtisch zu verbringen, der auch eine gesunde Haltung unterstützt. Optimal sind auch Phasen im Stehen. Denkaufgaben kannst du natürlich auch gehend oder spazierend ausführen. Ein zweiter Monitor und ein guter, hochwertiger Schreibtischstuhl unterstützen eine rückengerechte Arbeitshaltung. A propos spazieren: Tägliche Spaziergänge sind Wunderwaffen! Frische Luft ist die beste Inspirationsquelle und die Bewegung hält uns fit. Klar, im Sturm und Regen geht niemand gern vor die Tür, aber ist da vielleicht ein kleiner Sonnenstrahl am Himmel zu sehen? Dann raus mit dir! Die Schuhe hast du ja bereits an. 😉
6. Täglicher Austausch und Ausgleich
Den größten Struggle hatte ich tatsächlich mit der Einsamkeit. Nach ein paar Wochen ohne sozialen Austausch fällt einem wirklich die Decke auf den Kopf. Deshalb ist es enorm wichtig, für Ausgleich zu sorgen. Ganz egal, ob es eben der tägliche Spaziergang mit Freunden, ein Kaffee-Date oder virtuelle Unterhaltungen mit Gleichgesinnten ist: Hauptsache du schaffst dir einen Ausgleich und kommst auch mal aus dem Haus. Dafür ist auch wichtig, dass du Hobbies pflegst, also Tätigkeiten in deinen Alltag einbaust, die nichts mit Pflichten zu tun haben.