Sommerregen.
Manchmal ist er, nach vielen heißen und trockenen Tagen, wie eine Erlösung. Schlägt und plätschert auf die Erde, kühlt den Boden und die Luft.
Meistens verfluchen wir ihn. Bleiben dann drinnen, hocken zuhaus‘ und warten solange, bis die Wolken sich wieder verzogen haben. Trotzdem ist nach dem Regen alles anders. Das merken wir auch, wenn wir danach die Fenster aufreißen und die feuchte Luft einatmen, die so vertraut riecht und schmeckt.
Sommerregen.
Manchmal ist er wie eine lauwarme Dusche, die dich, wenn du den Mut hast nass zu werden, reinigt. Die all deine alten und schlechten Gedanken wäscht, sie aus deinem Kopf verbannt und dir die Möglichkeit schenkt, den Denkprozess neu zu starten. Sie anders zu betrachten. Wenn du dich aus dem Haus traust und dich dem Regen stellst, dann überwindest du eine Grenze. Hin und wieder wirst du jedoch ganz unfreiwillig dazu gezwungen, diese Grenze zu überwinden. Immer dann, wenn das Sommergewitter dich überrascht und heimsucht, wenn du am wenigsten damit gerechnet hättest.
Sommerregen.
Ganz egal, ob wir ihn nun herbeisehnen, ihn verfluchen oder ob er uns schlichtweg egal ist…
Ganz egal, ob wir uns ihm freiwillig stellen, vor ihm davon laufen oder ihn durchs Fenster beobachten, während wir die Tropfen zählen und sehen, wie der Himmel sich über der Erde ergießt: Nach dem Regen ist alles anders.
Nach dem Regen ist alles anders. Alles rein. Alles neu. Vertraut und gleichzeitig etwas befremdlich.
Genau deswegen ist Sommerregen eine meiner größten Inspirationsquellen.
Auch, wenn ich ihn gelegentlich verfluche, weil er mir die Tagesplanung verdirbt.
Auch, wenn ich ihn dann und wann nur aus dem Fenster beobachte. Still und doch teilnehmend.
Vor allem dann, wenn ich mich traue, ihm ganz direkt zu begegnen. Nass zu werden. Ihn zu schmecken.
Sommerregen ist wie eine Inspirationsquelle. Denn nach dem Regen ist alles anders.
Was bedeutet Inspiration für mich? Und was ist überhaupt diese Inspiration?
Wenn ich gefragt werde, was meine Inspirationsquellen sind, dann fällt es mir nicht immer leicht, zu antworten. Dann frage ich mich zuerst:
Was verstehe ich überhaupt als Inspiration? Wodurch fühle ich mich inspiriert? Und was steckt hinter dem Gefühl des Inspiriert-seins?
Was genau bezeichnet man als Inspiration?
Duden sagt:
In·s·pi·ra·ti·o̱n
Substantiv [die]ein kreativer Einfall; eine Idee, die eine geistige Tätigkeit fördert.
Ja. Eine Inspiration setzt etwas in Gang. Einen Einfall. Den Beginn eines schöpferischen Prozesses vielleicht sogar?
Und schwuppdiwupp, ehe wir uns versehen, wird Inspiration in einen Einklang mit der Kreativität gebracht.
Kreativität. Die unantastbare Größe. Die Fähigkeit/das Talent/die Gabe, die/das man entweder hat oder eben nicht.
Sagt man.
Inspiration wird zum Ausgangspunkt eines kreativen Einfalls, einer kreativen Handlung.
Wenn wir uns also auf die Suche begeben, nach dem, was uns inspiriert, dann ist das Kriterium in jedem Fall, dass es einen kreativen Prozess in Gang setzt. Und ja: dem stimme ich zu. Inspiration hat etwas mit Kreativität zu tun. Inspiration ist vielleicht sogar der Ursprung der Kreativität. Oder gewissermaßen der Motor.
Das lateinische Wort „Inspiratio“ (lat. Eingebung, Erleuchtung, Beseelung) bzw. das dazugehörige Verb „inspirare“ (lat. einhauchen, eingeben, begeistern, beseelen) verrät uns mehr darüber, was man unter Inspiration zusammenfassen kann.
Im Zentrum steht – für mich persönlich – dabei die Begeisterung.
Wurdest du schon einmal negativ inspiriert?
Inspirationen sind für mich Dinge, Menschen, Zustände, Begebenheiten, Schöpfungen, die Begeisterung in mir auslösen. Etwas, das mich neugierig macht, kitzelt, weckt, mir Freude oder ein Staunen entlockt.
Dadurch fühle ich mich beseelt, lebendig und aktiv.
Ein Leben ohne Inspiration mag ich mir gar nicht vorstellen.
Zurück zum Sommerregen
Vielleicht hast du dich gefragt, warum ich diesen Blogpost mit der Metapher des Sommerregens angefangen haben. Jetzt, da ich dir ganz technisch und grob definiert habe, was Inspiration für mich bedeutet, erzähle ich dir, was es mit dem Sommerregen auf sich hat.
Sommerregen ist für mich die schönste Metapher für Inspiration.
Natürlich ist er selbst gleichermaßen Inspirationsquelle. Aber für mich ist Sommerregen im übertragenen Sinne das, was eine Inspiration in mir auslöst.
Warum? Na ja. Aus vielen Gründen.
Inspirationen überraschen uns wie Sommerregen.
Dass es im April oder im Oktober öfter mal regnet, ist keine große Überraschung. Und natürlich können wir mittlerweile auch ziemlich genau voraussagen, wann es regnen wird. Aber nicht zu 100%. Wie oft hat die doofe App auf dem Handy mir schon erzählt, dass es den ganzen Tag trocken bleibt. Und dann? Pustekuchen. Ich bin raus – und habe eine kräftige Dusche bekommen.
Sommerregen überrascht uns wie eine gute Inspiration. Wir können ihn nicht durchschauen, ihn nicht fassen. Er ist plötzlich einfach da und genauso schnell, wie er gekommen ist, wieder verschwunden.
Inspirationen treffen uns mit voller Wucht, nicht tröpchenweise.
Meistens trifft uns ein Sommergewitter mit voller Wucht. Der Himmel ergießt sich in Strömen auf die Erde. Nicht tröpfchenweise. Inspirationen treffen mich schlagartig. Unkontrollierbar. Werfen mich manchmal völlig aus der Bahn und verändern mein Denken.
Nach dem Regen ist alles anders
Nach einem heißen Sommertag ist er fast wie eine Erlösung. Ist man völlig ausgebrannt, schenkt er einem einen kühlen Kopf. Manchmal aber ist er wie eine lauwarme Dusche, die unsere schlechten und alten Gedanken fortschwemmt.
Der Duft nach dem Sommerregen? Unbeschreiblich. Rein. Neu. Wie ein Motor für unsere Gedankenwelt.
Nach dem Regen ist eben alles anders. Und das inspiriert, begeistert und beseelt mich.
4 Kommentare
Zuerst einmal: das Kleid ist wunderschön. ❤️
Dann zu deinem Text: wunderbar geschrieben, vorallem mit der Sommerregenmetapher. Ich verstehe total was du meinst!
Bei mir ist es oft mit den Unientwürfen, dass ich unterwegs Farben oder Formen/Kubaturen sehe, die ich in mein architektonisches Konzept mit aufnehme.
Liebste Grüße, Theresa / CrossingPenguins
Liebe Theresa, danke für deinen Kommentar! Ich mag das Kleid auch 🙂
Das kann ich mir gut vorstellen. Als Architektin muss man sich definitiv auch inspirieren lassen. ich finde das total beeindrucken. Ich glaube, da kommt meine Phantasie an eine Grenze 🙂 Obwohl – die Phantasie vermutlich nicht. Aber das wäre definitiv alles nicht umsetzbar. Haha 😀
Ich sitze gerade an einer Art „Studie“ und bin dabei auf deinen Beitrag gestoßen, und ich muss sagen, dass DU mich dazu inspiriert hast und mir einen Anlauf gegeben hast.
Ich befasse mich mit der Situation, ob Regen das lernen beeinflusst. So hat mir dein Text die Augen geöffnet, dass lernen nicht nur aus der Schule besteht. Man lernt das ganze Leben lang, und das auch durch Inspiration.
Vielen, vielen lieben Dank dafür!
w. 17J
Hi! Das freut mich unendlich. Vielen Dank <3