Alle reden über Achtsamkeit, aber: wer lebt sie wirklich?
Achtsamkeit:
Sich Zeit für sich nehmen. Auszeiten einplanen. Pausen machen. Entschleunigen. Innehalten. Atmen.
Alle reden über Achtsamkeit. Vielleicht war dies sogar das Wort des Jahres. Ganz heimlich still und leise zwar. Doch gedacht haben wir alle das Gleiche: Wir müssen besser auf uns aufpassen und uns wieder mehr Zeit für uns selbst nehmen. Unsere körperlich und auch psychische Gesundheit wieder ernster nehmen, uns selbst ernster nehmen. Wollten wir nicht vor kurzem noch immer schneller leben, größer denken und besser werden? Und jetzt? Jetzt sehnen wir uns nach Entschleunigung und gemütlichem Wohlbefinden.
Vielleicht nach dieser „Hygge“, dem Lebensgefühl, das auch die Dänen ganz bewusst anstreben?

Über Achtsamkeit und die Schönheit des Schlichten
Wir alle kennen das: In stressigen Zeiten verlieren wir manchmal buchstäblich den Kopf. Unser Fokus liegt dann auf Dingen, die sich außerhalb unseres Selbst befinden, z.B. anstehenden Projekten, der Arbeit, der Schule oder Uni. Auch zwischenemnschliche Konflikte können uns belasten – so sehr, dass wir all unsere Kraft und Aufmerksamkeit eben jenem Problem widmen.
Achtsamkeit ist die Ausrichtung des Bewusstseins auf das Hier und Jetzt, was zu einem Zustand führt, der es uns erlaubt innere und äußere Erfahrungen gleichermaßen vorteilsfrei aufzunehmen.
Bei allen Übungen und „Regeln“, die man für einen achtsamen Umgang mit sich und seinem Körper anwenden kann, liegt der Fokus von Achtsamkeit für mich vor allem auf der Entschleunigung. Das bedeutet für mich vor allem, einen bestimmten Moment auszudehnen und ihn mir bewusst zu machen. Wichtig ist: Das soll und darf eigentlich gar nicht kompliziert sein. Was sich am Anfang vielleicht ungewohnt anfühlt, wird schnell zur Routine. Wirklich schön fühlt die sich an, wenn sie sich ganz schlicht und einfach in deinen Alltag einfügt, ohne, dass du dabei enorme Anstrengungen investieren musst. Achtsamkeit heißt (für mich), sich auf die schlichten und einfachen Dinge zu konzentrieren.
Meine Tipps für mehr Achtsamkeit
1. Morgenroutine
Ich habe lange Zeit den Fehler gemacht (und mache ihn heute auch noch oft genug) bis zur letzten Sekunde zu schlafen. Schlaf ist wichtig – und wer kennt es nicht, dass es einem morgens unheimlich schwer fällt, die Augen zu öffnen? Wenn jedoch der Tag bereits mit Stress beginnt und sich gleich morgens schon abhetzen muss, der kann nicht wirklich entspannt in den Tag starten. Das merke ich auch immer wieder. Deshalb versuche ich mir morgens mindestens 45 Minuten Zeit nur für mich zu nehmen. Eine Zeit, in der ich langsam wach werden kann, einen Kaffee oder Tee trinke und ggf. ganz leichte Tätigkeiten erledige, die mich nicht sehr fordern.
2. Dehnen, Strecken, Faszienrolle
Ich habe leider noch keine wirkliche Yoga-Routine entwickelt, obwohl ich wirklich Spaß daran gefunden habe, Yoga-Kurse zu besuchen. Dennoch nehme ich mir jeden Tag einige Minuten Zeit, um meinen Körper zu dehnen. Nur so weit, wie es mir gut tut. Kleinere Übungen (z.B: Schulterkreisen oder kreisende Bewegungen mit dem Kopf) mache ich mittlerweile sogar ständig: Am Pc, im Auto, auf der Couch. Auch eine Faszienrolle gehört zu unseren täglichen Begleitern, die einem einige Minuten der Achtsamkeit schenken, weil sie ganz gezielt dabei helfen, kleinere Verspannungen zu lösen.
3. Bewusst atmen
Seit ich eine Apple-Watch trage, die mich mehrmals täglich an bewusste Atemübungen erinnert, schaffe ich es tatsächlich, meinen Atem bewusster wahrzunehmen. Natürlich geht das auch ohne technische Unterstützung, zum Beispiel, indem man jeden Abend vor dem einschlafen eine bewusste Atemübung durchführt. Das bewusste Wahrnehmen der uns durchströmenden Luft hat so viele positive Auswirkungen auf euren Körper. Zu denen gehört unter anderem auch pure Entspannung. Ihr werdet sehen, wie schnell ihr nach eurer Atemübung einschlafen könnt. Das Schöne an den Übungen ist allerdings: Ihr könnt sie ÜBERALL und IMMER durchführen. Ob auf der Arbeit, im Bett, an der Bushaltestelle oder bei einem entspannenden Bad. 😉
4. Slow Down: Innehalten & Entschleunigen
Wie oft zieht der Alltag einfach so an uns vorbei, ohne dass wir bemerken, wie schnell die Zeit vergeht? Ehe wir uns versehen, ist wieder ein Tag vergangen, eine Woche vorbei, ein Monat später, ein Jahr zu Ende. Wir sollten viel öfter wirklich innehalten, entschleunigende Tätigkeiten durchführen, in denen wir uns so sehr verlieren, dass die Zeit für uns in diesem Moment langsamer vergeht. Ich entschleunige beim Malen. Nebenbei läuft meist Musik oder ein Hörbuch und ich versinke so in meiner Arbeit, dass mir Zeit und Raum völlig egal werden.
4. Reflektieren & Notieren
Ich glaube oder bin vielmehr davon überzeugt, dass Selbstreflexion eine der wichtigsten Fähigkeiten von uns Menschen ist. Sie ist wichtig – und zwar in allen Lebenslagen – nicht nur im Hinblick auf unser soziales Leben und Miteinander, sondern vor allem auch für unsere persönliche Weiterentwicklung und die Einstellung, die wir zu uns selbst haben. Während ich Vieles tatsächlich verarbeite und reflektiere, indem ich es aufschreibe, mag' dein Selbstreflexionsprozess ganz anders aussehen. Wichtig ist nur, dass du ihn zulässt und auslebst. Es ist unheimlich schwierig, sich selbst aus einer anderen Perspektive zu betrachten, aber gleichzeitig unheimlich heilsam und achtsam.
5. Intensivieren
Achtsam zu sein, bedeutet auch – wie der Begriff es schon sagt - mit einer gewissen Achtung durch die Welt zu gehen, Details zu sehen und die Umwelt intensiver wahrzunehmen. Auch das ist eine Fähigkeit, die wir lange trainieren müssen, ehe sie uns in Fleisch und Blut übergeht. Wer aber lernt, kleine Dinge und Taten zu schätzen und gewisse Dinge (vor allem die unsichtbaren ;)) intensiver wahrzunehmen, der schult auch seine Fähigkeit, achtsam zu sein.
Alle reden über Achtsamkeit, aber: Wer lebt sie wirklich?
Das Netz ist voll von Tipps über bewussteres Leben und Achtsamkeit. Alle reden darüber, aber wer lebt es auch wirklich? Müssen wir uns in Sachen Achtsamkeit gegenseitig überprüfen? Ganz nach dem Motto: Wer lebt achtsamer? Bewusster? Gesünder? Nachhaltiger? Besser?
Nein. Achtsamkeit ist etwas, das nur mit dir zu tun hat. Wenn du dich entschieden hast, dich mit dem Thema zu befassen, dann lebst du es gewissermaßen schon. Wie intensiv du dich ihr hingibst, bleibt dir überlassen. Wichtig ist: Achtsamkeit ist ein Prozess, kein Zustand. Lass‘ dir Zeit, deine eigene Routine zu entwickeln und öffne dich für Veränderungen. ♥












Danke für die wunderschönen Fotos an Nadine Wisser Fotografie.
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