Viele der Generation Y kennen es: den vorgegebenen Weg aus Jugend, Schule und Job brav weitergegangen und dann plötzlich die Frage: Ist das hier noch alles richtig?
Laura Immink ist das passiert. Eine erfolgreiche junge Frau, top ausgebildet, angestellt in einem Großkonzern, lebte den Traum eines jungen ambitionierten Menschen. Sie sammelte Erfahrung als Führungsperson, leitete Projekte und reiste rund um den Globus. Zweifellos – damit kann man im Gespräch auf die Frage “Und was machst du so beruflich?” punkten. Und das mit damals 25.
Doch die scheinbar so glamouröse Karriereleiter entpuppte sich als Irrweg.
Sie entschied sich eine gänzlich andere Richtung einzuschlagen. Wir stellten ihr 10 Fragen zu ihrer Geschichte und den Mut, den sie aufbrachte, alles anders zu machen.

1. Wer bist du und worüber erzählst du?
Ich bin Laura, 27 Jahre alt und wohne mit ein paar Tieren und meinem Freund auf dem Land in der Nähe von Kiel. Hier bleibt man abends eine Weile wach im Bett liegen, um den Fröschen zu lauschen und wacht morgens von dem zärtlichen Mähen der kleinen Lämmer auf.
Das war vor einem Jahr noch undenkbar, denn zu dieser Zeit bin ich für einen Großkonzern quer um den Globus geflogen.
“Für mich ist es eine Berufung”
Heute erzähle ich euch von meiner 180 Grad Kehrtwende, um endlich meinem Traumberuf nachzugehen. Dem Beruf der Heilpraktikerin. Für mich ist es viel mehr als ein Beruf, tatsächlich eine Berufung.
2. Wie ist dein bisheriger Werdegang und warum hast du dich dazu entschieden, eine Ausbildung zur Heilpraktikerin zu machen?
Mit 18 unterschrieb ich meinen ersten Arbeitsvertrag: ein Duales Studium zur Ingenieurin. Seit diesem Zeitpunkt war der Fahrplan für mich klar: Bachelor plus Ausbildung, Master, 1. Job, 1. Führungserfahrung, Projektleitung. Und genauso geschah es.
Ich hatte nach 8 Jahren den Job, den ich immer angestrebt hatte und gab Gas: Schneller, besser, produktiver wollte ich sein – zu dieser Zeit hatte ich mit femininer Power leider nichts zu tun. Ich versuchte aufgrund meiner Prägungen der bessere Mann zu sein und hatte keine Ahnung, was es bedeutet als Frau seine Kraft zu leben.
“Ich war nicht glücklich.”
Mit 25 hatte ich beruflich viel erreicht – aber meine seelische Gesundheit hatte unter dem Dauerstress gelitten. Ich war nicht glücklich und auf der Suche nach etwas, das ich nicht benennen konnte. Dann passierte es: Ich hatte einen Systemzusammenbruch! 6 Monate lang ging gar nichts.
Mir begegnete eine Bewegung von Frauen, die mein ganzes Leben umkrempelte. Ich erfuhr, was es für eine Wohltat ist Frau zu sein und als Frau zu handeln. Bis dahin hatte ich so wenig Ahnung und vor allem hatte ich keine Vorbilder von Frauen, die Weiblichkeit so leben. Stark und im Flow.
Ich schaffte es meine körperlichen Beschwerden (allesamt Frauenleiden), die sich über die Jahre des Ackerns immer wieder zeigten, mit Hilfe naturheilkundlicher Therapien zu kurieren: Mit diesen großartigen Erfahrungen und meinem immer da gewesenen Hang zur Naturheilkunde entwickelte ich den tiefen Wunsch mein Wissen weiter zu geben. Und damit auch ein komplett neues Leben zu beginnen, indem ich endlich sein kann, wer ich wirklich bin. So entschied ich mich für die Heilpraktikerausbildung mit dem Schwerpunkt Frauenheilkunde.
3. Wie kann man sich die Ausbildung vorstellen und welche Inhalte werden vermittelt?
Ich absolviere eine 2-jährige Ausbildung an der Caduceus Heilpraktikerschule in Kiel. Ich entschied mich bewusst für eine Ausbildung mit Präsenzveranstaltungen, weil ich nicht „nur“ auswendig lernen, sondern wirklich verstehen wollte. Nachdem ich mir mehrere Schulen in Kiel und Hamburg angesehen habe, war der ausschlaggebende Grund die Qualität der Dozenten. Wir werden von Ärzten, Heilpraktikern und Dipl. Psychologen unterrichtet. Das heißt wir sitzen mit richtigen Experten zusammen und erfahren hautnah die Geschichten aus ihrem Berufsalltag.
4. Welche Kosten kommen auf dich in etwa zu?
Die Preise für Heilpraktikerausbildungen variieren stark und hängen davon ab, wie viele Vorkenntnisse man hat und ob es sich um eine Online oder um eine Vorort-Ausbildung handelt. Die Schulen, die ich mir angesehen habe nehmen zwischen 2.000 – 6.000 EUR je Ausbildung zum „Großen“ Heilpraktiker.
Es gibt auch den „Kleinen Heilpraktiker“ mit dem Fokus auf ausschließlich psychische Beschwerden (Heilpraktiker für Psychotherapie).
Es kommen noch Kosten für Therapiematerial (wie z. B. Stetoskop, Schröpfgläser), Bücher und Prüfungsgebühren hinzu.
Es ist wichtig vorher zu wissen, dass wir in dieser Ausbildung auf die Heilpraktikerprüfung beim Amtsarzt vorbereitet werden, d. h. wir lernen rein schulmedizinisches Wissen: die komplette Anatomie, Pathologie – und bekommen nur kurze Einblicke in Therapieverfahren.
Um einen Patienten bestmöglich in seiner Heilung zu unterstützen ist es elementar, dass man zusätzliche Ausbildungen für Diagnose- und Therapieverfahren absolviert. Das macht meiner Meinung nach einen guten Heilpraktiker aus. In meinem Fall habe ich mich parallel für spezifische Zusatzausbildungen mit dem Fokus Frauengesundheit angemeldet. Für diese Ausbildungen können zusätzliche Kosten dazu kommen.
5. Welche Themenbereiche der Heilpraktiken faszinieren dich besonders und warum?
Ich spezialisiere mich auf die Frauenheilkunde, weil ich fasziniert bin von den wunderbaren Möglichkeiten Frauenleiden auf sanfte Weise zu heilen. Dieses zum Teil sehr alte Wissen in Kombination mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen finde ich so unfassbar wertvoll, dass ich es mir zur Aufgabe gemacht habe es aus der verstaubten „Eso-Ecke“ zu holen und Frauen damit zu mehr Gesundheit zu inspirieren.
“Raus aus der verstaubten Eso-Ecke”
Mein persönlicher Antrieb kommt außerdem daher, dass ich selber die Erfahrung gemacht habe, lange Zeit keine hilfreiche Unterstützung erfahren zu haben. Ich bin auf viele Ärzte getroffen, die keine Antwort auf meine Symptome kannten. Ich fühlte mich allein gelassen. Ich wusste wirklich nicht mehr weiter bis ich mich selber schlau gemacht habe und die richtigen Menschen, die mir wirklich halfen, gefunden habe. Diesen zähen langen Weg möchte ich Frauen gerne ersparen.
Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es großartige Ärzte mit enormem Know-how gibt, die den Patienten und seine Bedürfnisse in den Vordergrund stellen. Daraus ist mein Wunsch entstanden mit bestimmten, guten Ärzten integrativ zusammen zu arbeiten. Das heißt für mich sieht die Zukunft so aus, dass die Schulmedizin Hand in Hand mit alternativen Therapien, wie z. B. Akupunktur arbeitet.
6. Wie soll deine Zukunft mit deiner Ausbildung aussehen? Welche Ziele hast du?
“Mein Traum: Eine eigene Praxis auf dem Land”
Ich möchte nach dem Bestehen meiner schriftlichen und mündlichen Abschlussprüfung nach Möglichkeit Praxiserfahrung sammeln. Danach ist es mein Traum eine eigene Praxis auf dem Land gründen und damit einen wunderschönen Ort zu schaffen, den Frauen und Mädchen gerne besuchen und mit dem sicheren Gefühl verlassen, dass sie gesehen werden und ihnen geholfen wird.
Ich habe aufgehört konkrete Ziele zu formulieren, denn dass ich Ziele erreichen kann, habe ich erfahren. Ich möchte mehr mit den Möglichkeiten und Chancen des Lebens fließen, denn das ist für mich Leben. Also mal sehen, welche Überraschungen auf dem Weg dorthin noch so auftauchen werden.
7. Wie hat dein Umfeld darauf reagiert, als du gesagt hast, dass du dich verändern möchtest?
Meine Eltern waren sprachlos: Sie kannten meinen Wunsch die Heilpraktikerausbildung zu machen schon von früher und hielten es für eine „Spätpubertäre Schnapsidee“. Ihre Meinung dazu war: „Das ist doch kein Job. Davon kannst du doch nicht leben.“
Meine 5 kleinen Geschwister fanden es entweder spannend oder sie konnten noch nichts damit anfangen, weil sie einfach noch zu klein sind. Ich habe viel an meinen Familienthemen gearbeitet, sodass ich heute unabhängig von ihrer Meinung bin und frei und gelassen für meinen Traum losgehen kann. Darauf bin ich sehr stolz.
Mittlerweile finden sie es übrigens ganz ok, weil sie sehen wieviel Freude es mir macht.
Mein Freund hingegen hat mich bestärkt meinen eigenen Weg zu gehen und ist mir bis heute eine große Stütze. Für seine liebevolle Unterstützung und bedingungslose Liebe bin ich unglaublich dankbar. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben, vor allem in den schwierigeren Zeiten.
Meine Freunde haben unterschiedlich reagiert – von verwundert bis euphorisch war alles dabei. Einige haben gesagt, dass sie sich wünschten auch den Mut aufzubringen mal etwas komplett anderes zu wagen und andere finden, dass sie schon immer wussten, dass ich mal diesen Weg einschlagen werde. Und mittlerweile bin ich für viele meiner Freundinnen die erste Anlaufstelle, wenn es um Frauenthemen geht. Dann fühle ich mich immer sehr geehrt.
8. Wie gehst du mit Vorurteilen zum Beruf der Heilpraktikerin um?
Es gibt ja eine große Bandbreite an unterschiedlichsten Heilpraktikern. Von der Kräuterhexe, zur Physiotherapeutin, über die Schamanin und Warzenbesprecherin. Irgendwie finde ich es auch cool an diesem Berufsbild, dass keiner so ist wie der andere. Schließlich gibt es ja auch die unterschiedlichsten Patienten, die sich von wiederum unterschiedlichen Heilern angezogen fühlen.
Neben den Vorurteilen von meinen Eltern, halten sich diese Äußerungen mir gegenüber eigentlich in Grenzen. Vielleicht weil die Menschen merken wie ernst es mir ist WIRKLICH zu helfen und nicht nur Tee zu verschreiben. Und am Ende zählt: Wer heilt hat Recht!
9. Wo kann man sich bei Interesse zu dieser Ausbildung informieren?
Ich würde einmal googeln, welche Schulen es in deiner Nähe gibt. Viele Schulen bieten dir die Möglichkeit einmal kostenlos an einer Probestunde teilzunehmen.
Das habe ich auch bei 5 unterschiedlichen Schulen gemacht und kann es dir sehr ans Herz legen.
10. Wo kann man Kontakt zu dir aufnehmen?
Für aktuelle Tipps zur Frauengesundheit und Updates zu meiner Heilpraktikerausbildung kann mir gerne auf Instagram gefolgt werden:
Instagram: @lauraimmink
Blog: www.lauraimmink.de
Auf meinem Blog stelle ich regelmäßig Wunschthemen von meinen Followern vor. Wenn jemand ein Thema hat, über das er/sie gerne mehr erfahren möchte, kann mir gerne über Instagram oder über meine Homepage eine Nachricht schreiben. Ich freue mich darauf!