Ein kalter Tag. Etwas unter Null.
Und doch blitzt die Sonne zwischen den Ästen des Waldweges hervor.
Sie teilt die Welt, teilt das Feld, auf dem ich stehe in zwei Hälften.
Sonne und Schatten.
Warm und kalt.
In der Sonne kann ich mich entspannen. Sie scheint mir auf’s Gesicht und gibt mir ein gutes Gefühl. Doch dort drüben? Ist Schatten. Dort ist die Erde geforen, starr, kalt und irgendwie geheimnisvoll. Fast beängstigend.
Und weißt du was?
So kann ich auch sein- von Zeit zu Zeit.
Ich habe mich lange Zeit analysiert.
Ich weiß genau, was es bedeutet, wenn jemand zu mir sagt: ,,Ich weiß einfach nicht, wo ich bei dir dran bin.“
Ich kann verschlossen sein. Verschlossen, wie eine große, angestaubte Truhe – ohne Schlüssel. Kann verstummen. Mich mit gängigen Floskeln durch persönliche und gefühlsdusselige Gespräche winden. Mich durch gespielte Schüchternheit aus der Affäre ziehen und all die Fragen unbeantwortet lassen, wenn es denn sein muss. Fragen, die mich betreffen. Fragen, die meine Gefühlswelt betreffen. Fragen, die mir zu nah‘ kommen.
Wenn alles gefriert, bin ich nicht unbeschwert. Und ich bin so – von Zeit zu Zeit.
Nur dann, wenn es mir etwas bedeutet.
Etwas so richtig an mich heranlassen? Fällt mir schwer.
Wie heißt das nochmal? Modus „Selbstschutz“ – an.
Deshalb bin ich langsam. Und obwohl ich gleichzeitig – gefühlt – der ungeduldigste Mensch dieser Welt bin, kann es mir in dieser Hinsicht nicht langsam genug gehen.
Dickes Eis taut eben nicht von jetzt auf gleich.
Dickes Eis braucht seine Zeit, um warm zu werden.
Und es besteht jederzeit die Möglichkeit, dass es wieder einfriert.
Warum ich das schreibe? Weil es wichtig ist, zu wissen, wie man ist. Sich seiner bewusst zu werden. Man muss sich doch einordnen, analysieren und verstehen können. Wissen, dass man manches gar nicht so meint, was man gesagt und gedacht hat. Wissen, warum es manchmal vorkommt, dass man Andere vor den Kopf stößt. Warum man manchmal kalt ist und zulässt, dass alles gefriert. Gefühle gefrieren. Sogar die Angst selbst gefriert.
Ich will damit nicht sagen, dass ich kein herzlicher und fröhlicher Mensch bin. Nicht, dass ich förmlich distanziert oder gefühlskalt bin.
Im Gegenteil.
Es ist das „Fallenlassen“, was nicht immer funktioniert.
Es ist das „bedingungslos“ vor dem Wort „Vertrauen„, das mir Angst macht.
Es ist das „Risiko“ begraben unter meiner „Vorsicht“.
Wenn alles gefriert, bin ich nicht unbeschwert. Und ich bin so – von Zeit zu Zeit.
Nur dann, wenn es mir wirklich etwas bedeutet.
Meistens jedoch blitzt die Sonne zwischen den Ästen des Waldweges hervor. Und das Eis taut.
Beginnt jedenfalls damit. Und ich mag‘ das.
Fotos: Louisa von Lichtfang Fotografie
4 Kommentare
Diese Bilder sind so schön!!!! Auch ein sehr tiefgründiger Text 🙂
Xx Sarah
Danke Sarah! Freut mich, wenn es dir gefällt 🙂
Sehr tiefgründiger, liebevoller Text und wunderschöne Fotos! Tolle Arbeit ❤ lg Jana | http://www.familyandfinishlines.de
Lieb von dir, Jana! 🙂